Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren

Der Klimawandel bedroht die Alpen, wie wir sie kennen, massiv: die Temperaturen steigen in den höheren Lagen schneller an als im globalen Durchschnitt, die Baumgrenze verschiebt sich schrittweise nach oben, Gletscher und Permafrost tauen. Dies führt zu einem deutlichen Verlust der Biodiversität sowie vermehrten Dürreperioden und das Bergsteigen wird durch die erhöhte Steinschlag- und Spaltensturzgefahr gefährlicher. Diese Szenarien liegen allerdings nicht in ferner Zukunft, sondern finden bereits jetzt statt. Beispielsweise musste die neue Prager Hütte die letzte und diese Saison durch Wassermangel früher schließen, die Besteigungen des Matterhorns und des Mont Blanc wurden zweitweise verboten, klassische Kletterziele wie die Bonatti-Pfeiler an der Petite Dru stürzen in sich zusammen und beim Gletschersturz an der Marmolata vergangenes Jahr sind insgesamt sieben Personen ums Leben gekommen.

 

Neben all den oben genannten Folgen des Klimawandel gibt es allerdings auch gute Nachrichten: Wenn wir den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen wie CO2 reduzieren oder noch besser vermeiden, haben wir gute Chancen auch die Alpen zu schützen. Darum hat sich der DAV das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Dieses ambitionierte Vorhaben wird auch von der Sektion Bremen tatkräftig unterstützt. Dazu wurden die Emissionen unserer Sektion im Jahr 2022 erstmals bilanziert, was auch in den darauffolgenden Jahren fortgeführt wird. Basierend darauf wird ein Klimabudget berechnet, was aktuell bei 90 Euro pro Tonne an Treibhausgasen (ab 2025/26: 140 Euro/Tonne) liegt. Dieses Budget verbleibt allerdings in unserer Sektion und wird für Klimaschutzprojekte zur Vermeidung oder Reduzierung von Emissionen verwendet. Die verbliebenen Emissionen werden ab 2030 kompensiert.

 

Im Jahr 2022 wurden somit insgesamt rund 78 Tonnen (t) an Treibhausgasen von unserer Sektion verursacht. Mit rund 49 t sind die meisten Emissionen der Infrastruktur (d.h. Heizung, Strom, Abfall, Wasser der Hütten sowie Geschäftsstelle und des Kletterzentrums) zuzuschreiben. Zudem wurden 14 t aufgrund der Mobilität (d.h. Geschäftsreisen, Pendelverkehr der Mitarbeiter*innen, Touren), 13 t aufgrund der Verpflegung und 2 t aufgrund der Kommunikation (z.B. Bremen Alpin) in unserer Sektion ausgestoßen. 

In der Bremer Sektion wurden bereits im Vorfeld der Bilanzierung viele Maßnahmen zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen umgesetzt, was zeigt, dass wir eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einnehmen. Dazu zählt die Entwicklung eines umfangreichen Nachhaltigkeitskonzepts entsprechend der „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen (UN) und die Nutzung von Fernwärme für das Kletterzentrum, die Installierung einer Ladesäule für E-Kfz, die Anschaffung des Alpenbusses für gemeinsame Touren, eine Umfrage zum Mobilitätsverhalten von Besucher*innen des Kletterzentrums und die Nutzung eines Handouts für eine klimafreundliche Tourenplanung. Die in unserem Haushalt 2023 veranschlagten Mittel aus der Emissionsbilanzierung für 2022 in Höhe von 7.020 € haben wir in den Bau einer Photovoltaik-Anlage auf der Bremer Hütte investiert. Es wurden 30 Photovoltaikplatten (ohne Batteriespeicher) mit einer maximalen Leistung von 13,8 kWp von Mitgliedern der Sektion in Eigenleistung installiert. Die zusätzliche Energiegewinnung zum vorhandenen Wasserkraftwerk war in dieser Saison schon sehr erfolgreich. Der mit Diesel betriebene Notstromgenerator war nur marginal im Einsatz.

 

Alles in allem befindet sich unsere Sektion auf einem sehr guten Weg den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 erfolgreich zu senken, was ohne die überaus engagierte Unterstützung des Vorstandes, der Betriebsleitung des Kletterzentrums, den Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle der Gruppen- und Tourenleiter*innen sowie Akzeptanz seitens unserer Mitglieder definitiv nicht möglich wäre.

 

Michel Hornschuch (Klimaschutzkoordinator)

Kontakt: klimaschutz@alpenverein-bremen.de